Rund 40 ehrenamtliche Helfer aus Oberhaching engagieren sich, um Flüchtlingen und Asylbewerbern die deutsche Sprache näher zu bringen
Gute Nerven braucht man, Flexibilität und eine ordentliche Portion Humor – dann läuft es prima und man kann jede Menge Spaß haben: Der Deutschunterricht durch den Helferkreis Asyl ist inzwischen fest etabliert, verlangt den freiwilligen Helfer aber auch so einiges ab. Denn die äußeren Umstände sind, zumindest zur Zeit, eine Herausforderung. Aktuell leben etwa 250 Personen in der Traglufthalle in Oberhaching. Die Bewohner stammen aus den unterschiedlichsten Ländern und sozialen Schichten, der Bildungshintergrund reicht vom Analphabeten bis zum Doktorgrad. Ob die potentiellen Schüler morgen noch hier sind, einer neuen Unterkunft zugeteilt oder nach Hause abgeschoben sind, ist nicht vorhersehbar. Wie will man da vernünftig und strukturiert Deutschunterricht abhalten?
Es gab einige Hürden zu überwinden, jede Menge kluger und weniger kluger Ratschläge, Konzepte wurden erstellt und wieder über den Haufen geworfen und der ein oder andere hat auch frustriert aufgegeben. Aber mit viel Einfühlungsvermögen, Ehrgeiz, exzellenter Teamarbeit und der hervorragenden Unterstützung von Seiten der Caritas ist es dem Helferkreis Asyl in Oberhaching gelungen, kontinuierlich Unterricht anzubieten, der von den Hallenbewohnern äußerst dankbar angenommen wird.
Inzwischen werden an jedem Tag der Woche Stunden abgehalten. Einige in der Halle selber, die leider eine relativ hohe Geräuschkulisse und keine Möglichkeit für einen abgetrennten Unterrichtsbereich hat. Deshalb haben diese Stunden eher den Charakter von Spiel- oder Gesprächsrunden, bei denen auch viel kultureller Austausch stattfindet. Andere Kurse finden in den nahegelegenen Räumen der VHS statt, die dankenswerter Weise völlig unbürokratisch ihre Hilfe angeboten hat. Hier wird mit speziellen Unterrichtsmaterialien gearbeitet oder auch mal mit praktischen Alltagsgegenständen, wie dem Inhalt eines Kleiderschranks oder einer Auswahl typischer Backwaren, frisch von der Bahnhofsstraße.
Für den Unterricht hat der Helferkreis Asyl kleine Teams von 3-5 Personen gebildet. Je ein Team ist für einen Kurs zuständig und organisiert sich und den Unterricht komplett selbständig. So unstrukturiert und teilweise auch unvorhersehbar die äußeren Umstände sind: Die Teams sind sehr bemüht, zumindest mit dem Deutschunterricht Struktur und Kontinuität zu bieten: Die Unterrichtseinheiten finden in aller Regel jede Woche und zu festen Zeiten statt. Einige aktive oder ehemalige Lehrer sind hier engagiert, aber auch Hausfrauen, Bürohengste, Schüler und sonstige Mitbürger, die Spaß daran haben, ihre Sprache und damit auch ein Stückchen ihrer Kultur zu vermitteln. Und zu vermitteln gibt es so einiges: Für manche ist z. B. allein schon das lateinische Alphabet neu. Aber natürlich auch alles andere, angefangen von einfachen Vokabeln für Lebensmittel, Körperteile und Kleidungsstücke. Ziel ist es, den neuen Mitbürgern den ersten Kontakt mit der neuen Sprache und der neuen Kultur zu erleichtern, ihnen konkretes Handwerkszeug an die Hand zu geben das dabei hilft, den Alltag hier in Deutschland zu bewältigen und letztlich, den Grundstock für eine erfolgreiche Integration zu legen.
Die Schüler sind aufgeschlossen, wissbegierig und oft froh über die Abwechslung und die Möglichkeit, mal raus zu kommen. Im Unterricht wird oft gelacht, die Stimmung ist locker und ausgesprochen gut. Als Belohnung für die Ehrenamtlichen gibt es unendlich viel Dankbarkeit, gerne auch mal Tee oder eine Mandarine.
Parallel zur Arbeit mit den Bewohnern in der Traglufthalle unterstützt der Helferkreis Asyl nach wie vor die Flüchtlings-Familien, die schon seit geraumer Zeit in Oberhaching leben. Hier liegt der Fokus neben dem Deutschunterricht hauptsächlich auf der Nachbereitung schulischer Inhalte, die Zusammenarbeit mit der Grundschule Oberhaching und der Mittelschule läuft auch hier hervorragend. Und erfolgreich: Die ersten Schützlinge konnten sich bereits im letzten Jahr über ihren Schulabschluss freuen!